Mit dem Oktober-Release hat Microsoft am 01. Oktober 2018 den Produktnamen „Microsoft Dynamics NAV“ in den Ruhestand geschickt. Ab sofort steht Microsoft Dynamics 365 Business Central zur Verfügung. Trotz der verstärkten Cloud-Strategie seitens Microsoft, ist Business Central nicht nur als SaaS zu mieten, sondern kann auch on-premise betrieben werden.
Auf den ersten Blick handelt es sich nur um eine reine Produktnamensänderung. Jedoch bringt Business Central eine umfassende Modernisierung der Entwicklungsumgebung mit sich, sowie ein geändertes Lizenzmodell.
Die wichtigsten Änderungen haben wir in zwei Blogs für Sie entschlüsselt. In diesem Beitrag widmen wir uns vor allem Dynamics NAV und den technischen Neuerungen von Microsoft Dynamics 365 Business Central.
Nein, wenn…
Sie bereits Microsoft Dynamics NAV einsetzen, ändert sich durch das neue Business Central zunächst einmal nicht viel. Sie können mit Ihrer Installation natürlich weiterarbeiten. Auch Lizenzerweiterungen wie zum Beispiel Zukauf weiterer Benutzerlizenzen oder Lizenzierung individueller Objekte (wie zum Beispiel Tabellen) sind möglich.
Es besteht für Sie also kein akuter Handlungsbedarf etwas an Ihrem Dynamics NAV zu ändern.
Ja, wenn…
Sie sich gerade in einem Neu- oder Updateprojekt auf NAV 2018 befinden. Hier müssen Sie unbedingt eine Deadline beachten! Neu- / Updatelizenzen für Microsoft Dynamics NAV 2018 können nur noch bis zum 31.03.2019 erworben werden. Danach ist eine Lizenzierung von NAV 2018 nicht mehr möglich.
Spätestens ab dem 01.04.2019 können Sie nur noch Business Central lizenzieren. Dieses Gerücht ist uns immer wieder zu Ohren bekommen. Hier können wir definitiv ein Veto einlegen! Microsoft stellt für alle seine Produkte den Product-Lifecycle öffentlich dar.
Das geänderte Lizenzmodell ist recht kompliziert und kann sich für Sie sowohl zum Vorteil, als auch zum Nachteil entpuppen. Wir haben uns damit auseinandergesetzt, damit Sie die wichtigsten Informationen zur Hand haben.
Gegenüber Microsoft Dynamics NAV 2018 haben sich die Funktionen von Business Central nur minimal verändert. Der Essentials-User (Business Central) ist gegenüber dem Starter-Pack (Dynamics NAV 2018) mit etwas mehr Funktionen ausgestattet worden, aber weitestgehend vergleichbar. Microsoft ist weltweit der einzige Hersteller, der Cloud-Plattform, Datenbank, Betriebssystem, kaufmännische Anwendung und Office aus dem eigenen Haus anbietet!
In der Weiterentwicklung der Produkte ging es Microsoft vor allem um eine nahtlose Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Software-Lösungen. Das spürt man mittlerweile in jedem Tool: Durch diese tiefe Integration der Anwendungen ermöglicht es Microsoft den Endanwendern viel produktiver zu arbeiten. Beispielsweise ist das neue Business Central direkt in Microsoft Outlook integriert. Dadurch können Sie u.a. direkt aus einer E-Mail eines Kunden auf seine in Business Central geführten Daten zugreifen und mit wenigen Klicks direkt Angebote oder Aufträge erstellen.
Auch die IT-Verantwortlichen werden die zentrale Integration in das Microsoft Office Admin Portal sehr schnell zu schätzen wissen. Lizenzen und Gruppen werden nun zentralisiert verwaltet. Bisher mussten sie dazu an unterschiedlichen Stellen Daten mehrfach pflegen. Die Microsoft Dynamics Entwicklergemeinde hat schon lange darauf gewartet: Mit dem Oktober-Release stellt Microsoft alle Weichen auf die neue Entwicklungsumgebung Visual Studio Code.
Individuelle Anpassungen, Schnittstellen bis hin zu ganzen Branchenlösungen werden zukünftig nicht mehr den Standardquellcode verändern. Stattdessen werden Apps entwickelt.
Für die Kunden bringt dieses Modell enorme Vorteile. Durch diese technische Veränderung sind nun Anpassungen möglich, die Upgrade-fähig sind.
Darüber hinaus können Kunden ganz einfach aus Appsource Funktionserweiterungen für Business Central erwerben und diese per Knopfdruck aktivieren.
Der Markt an smarten Apps wird rasant wachsen.
Durch dieses Modell räumt Microsoft auch mit dem Vorurteil auf, dass eine Cloud-Lösung nicht anpassungsfähig ist. Die geniale technische Umsetzung ermöglicht weiterhin die Standardversion von Business Central zu nutzen, bis hin zu hochgradig individualisierten Projekten. Damit erfüllt Microsoft nicht nur Entwicklern sondern ganz besonders Endkunden einen großen Wunsch. Upgradefähigkeit bei gleichzeitiger Individualisierbarkeit.
Bisher erfolgten alle funktionalen Anpassungen an Microsoft Dynamics NAV durch die integrierte Entwicklungsumgebung C/SIDE. Bei Business Central on-premise Installationen können damit weiterhin Anpassungen vorgenommen werden. Durch die oben genannten Vorteile von Visual Studio Code, sollte dies jedoch nur in absoluten Ausnahmefällen noch zu tragen kommen. Um weitere technologische Innovationen vorantreiben zu können, hat Microsoft das Ende dieser Entwicklungsumgebung für das Jahr 2020 angekündigt.
Da sich Microsoft auch weiterhin nur noch auf den WebClient sowie den App-Client (Windows 10, Smartphone, Tablet) konzentriert, wurde auch für das Jahr 2020 das Ende des Windows Client ausgesprochen. Durch den Web- wie auch App-Client erreicht Microsoft nicht nur Windows Anwender, sondern auch Android und iOS Nutzer. Gerade die Installation und das Update des Windows Client hat in der Vergangenheit oft viel Zeit gekostet. Zwar konnte die Installation und das Update bereits über eine Click-Once Bereitstellung ausgerollt werden, jedoch mussten auf der Client-Seite immer wieder Voraussetzungen, wie zum Beispiel eine bestimmte Betriebssystemversion, erst geschaffen werden. Oftmals ein Albtraum für IT-Abteilungen.
Die Cloud-Lösung mit monatlichen Updates, die gleichzeitig eine enorme Anpassungsfähigkeit bietet. Trotz neuer Maßstäbe hat Microsoft das Rad nicht neu erfunden, sondern auf die jahrelange Erfahrung seiner enormen Kunden- und Partnerbasis gesetzt. Deshalb rechnen wir bei Business Central auch mit wenig „Kinderkrankheiten“ bei Neuinstallationen.
Für die weitere Entwicklung von Business Central fokussiert sich Microsoft auch auf Themen wie künstliche Intelligenz (AI) und diese schon bald in die Dynamics 365 Welt einfließen lassen.